Interpretation system by Edmund Zou: Difference between revisions
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= Kung Fu Handform - Interpretationssystematik von Edmund Zou = | |||
== 1) Was ist eine Handform? == | |||
In verschiedenen asiatischen Kampfkünsten (Kung Fu, Karate, Silat, Muay Thai Boran, …) existieren Formen. Diese können als eine Bewegungschoreographie beschrieben werden, welche aus verschiedenen Kampftechniken zusammengesetzt wird. Der Kampfkünstler kann diese Form alleine, ohne Partner, trainieren und so Kampftechniken und Kampftechnikkombinationen üben. | |||
Es existieren sowohl unbewaffnete Formen als auch solche mit verschiedenen Waffen. Im Folgenden wird jedoch nur die allgemeine Interpretationssystematik der unbewaffneten Formen (Handformen) der chinesischen Kampfkünste genauer untersucht. | |||
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Handformen können | == 2) Die Formaufteilung == | ||
Handformen können oft in zwei Hauptteile unterteilt werden: '''Chain Wrestling''' und '''Brückenhandtechniken'''. Häufig setzen sich südliche Stile mehr mit Brückenhandtechniken auseinander, während nördliche Stile eher auf Chain Wrestling fokussieren. Natürlich gibt es hierfür auch Ausnahmen: | |||
# '''Brückenhandteile''' erscheinen oft am Anfang der Formen. Der restliche Teil besteht dann aus Chain Wrestling (z.B.: Hung Gar). | |||
# Manche Formen bestehen fast ausschließlich aus Chain Wrestling (z.B.: Bei Tang Lang) oder Brückenhandtechniken (z.B.: Wing Chun). | |||
# In anderen Stilen (z.B.: Chow Gar, Bak Mei, Wu Zu, Wu Mei, …) werden Brückenhandtechniken stärker mit Schrittarbeit und Chain Wrestling kombiniert. Hier ist es schwierig, klar zwischen den beiden Teilen zu unterscheiden, weshalb bei der Interpretation eine Kombination der Systematiken notwendig ist. | |||
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== 3) Der Brückenhandteil == | |||
=== 3.1) Aufbau === | |||
Brückenhandteile sind geprägt durch passive Stellungen (z.B.: Ma Bu, Bing Bu, Yee Jee Kim Yeung Ma des Wing Chun), wobei die Füße fest im Boden verankert sind. Der Fokus liegt auf Handtechnikkombinationen. Schrittarbeit ist selten und Schlagtechniken werden meist als Anschluss an eine Brückenhandtechnik gezeigt. | |||
=== 3.2) Konstruktion der Kombinationen === | |||
Brückenhandtechniken dienen dazu: | |||
* Kontakt zwischen den Armen des Gegners und den eigenen herzustellen. | |||
* Die eigene Handposition bei bestehendem Kontakt zu verändern, um die dominante Position zu behalten. | |||
Eine dominante Armposition bedeutet: | |||
* Gute Kontrolle über die gegnerischen Arme. | |||
* Möglichkeit, Schläge, Hebel oder Würfe effektiv auszuführen. | |||
Die Kombinationen sind so konstruiert, dass sie auf gegnerische Reaktionen abzielen: | |||
* Gegner widersteht einer Technik und öffnet sich für die nächste. | |||
* Anwender nutzt die Kraft des Gegners für Folgetechniken, anstatt direkt gegen sie zu arbeiten. | |||
=== 3.3) Interpretationssystematik === | |||
''' | # '''Was ist der Armkontakt am Anfang?''' | ||
* Meistens werden beide Arme des Gegners kontrolliert (z.B. beide Arme von innen gegriffen). | |||
''' | # '''Wie resistiert der Gegner?''' | ||
## Grundsätzliche Reaktionsmöglichkeiten: | |||
* Wird ein Arm gezogen, zieht der Gegner in die entgegengesetzte Richtung zurück. | |||
* Wird ein Arm gedrückt, drückt der Gegner in die entgegengesetzte Richtung zurück. | |||
* Gegner attackiert den Kopf des Anwenders (seltener). | |||
* Gegner blockt Schlagtechniken schnell und einfach. | |||
## Grundsätzliche Methoden, um die gegnerische Reaktion auszunutzen: | |||
* Kontaktseite wechseln (z.B. von innen nach außen), um Druck zu entgehen. | |||
* Druck des Gegners umlenken, um seine Verteidigung zu öffnen. | |||
* Armbewegung des Gegners verfolgen, um Druck zu erzeugen. | |||
'''( | # '''Zusätzliche Punkte für die Interpretation''' | ||
* Passt die Interpretation zum Techniknamen aus der Quan Pu? | |||
* Beachten von Handsymboliken (z.B. Phönixfaust, Kiu Sao im Hung Gar). | |||
* Verbindungen zu anderen Teilen der Form (z.B. Chain Wrestling). | |||
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== 4) Der Chain Wrestling Teil == | |||
=== 4.1) Aufbau === | |||
Chain Wrestling zeichnet sich durch komplexe Schrittarbeit aus. Verschiedene Beinpositionen werden genutzt, um den Stand des Gegners zu blockieren oder Würfe auszuführen. Im Vergleich zu Brückenhandteilen sind Techniken mit Kontaktwechseln oder Druckumleitung hier seltener. | |||
=== 4.2) Konstruktion der Kombinationen === | |||
Auch im Chain Wrestling werden Techniken so kombiniert, dass gegnerische Reaktionen genutzt werden: | |||
* Gegner öffnet sich durch seine Reaktion für die nächste Technik. | |||
* Anwender nutzt weiterhin die Kraft des Gegners anstatt gegen sie zu arbeiten. | |||
=== 4.3) Interpretationssystematik === | |||
''' | # '''Was ist die Ausgangssituation?''' | ||
* Geht der Teil direkt aus einem Brückenhandteil hervor? | |||
* Wird der Kontakt durch die erste Technik hergestellt oder beginnt die Form inmitten einer Chain Wrestling-Situation? | |||
# '''Interpretation einzelner Techniken''' | |||
## Analyse der Beinstellung: | |||
* '''Ma Bu''': Gegnerischen Stand einnehmen. | |||
* '''Ru Huan Bu''': Druck auf die vordere gegnerische Kniekehle ausüben. | |||
* '''Qi Xing Bu''': Beinfeger nach vorne ausführen. | |||
## Analyse der Handtechniken: | |||
* Was ist der Handkontakt? (z.B. l. auf l., r. auf r.). | |||
* Welche Handsymbolik wird verwendet? | |||
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== 5) Abschließende Fragestellungen für die Interpretation == | |||
* Wann und warum wurde die Form entworfen? | |||
* Welche Änderungen gab es an der Form? Waren diese Verbesserungen? | |||
* Was möchte die Form insgesamt ausdrücken? | |||
** Fokussiert sie sich auf ein bestimmtes Prinzip oder Taktik? | |||
** Hat der Name der Form eine bestimmte Bedeutung? | |||
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Revision as of 07:05, 12 December 2024
Kung Fu Handform - Interpretationssystematik von Edmund Zou
1) Was ist eine Handform?
In verschiedenen asiatischen Kampfkünsten (Kung Fu, Karate, Silat, Muay Thai Boran, …) existieren Formen. Diese können als eine Bewegungschoreographie beschrieben werden, welche aus verschiedenen Kampftechniken zusammengesetzt wird. Der Kampfkünstler kann diese Form alleine, ohne Partner, trainieren und so Kampftechniken und Kampftechnikkombinationen üben.
Es existieren sowohl unbewaffnete Formen als auch solche mit verschiedenen Waffen. Im Folgenden wird jedoch nur die allgemeine Interpretationssystematik der unbewaffneten Formen (Handformen) der chinesischen Kampfkünste genauer untersucht.
2) Die Formaufteilung
Handformen können oft in zwei Hauptteile unterteilt werden: Chain Wrestling und Brückenhandtechniken. Häufig setzen sich südliche Stile mehr mit Brückenhandtechniken auseinander, während nördliche Stile eher auf Chain Wrestling fokussieren. Natürlich gibt es hierfür auch Ausnahmen:
- Brückenhandteile erscheinen oft am Anfang der Formen. Der restliche Teil besteht dann aus Chain Wrestling (z.B.: Hung Gar).
- Manche Formen bestehen fast ausschließlich aus Chain Wrestling (z.B.: Bei Tang Lang) oder Brückenhandtechniken (z.B.: Wing Chun).
- In anderen Stilen (z.B.: Chow Gar, Bak Mei, Wu Zu, Wu Mei, …) werden Brückenhandtechniken stärker mit Schrittarbeit und Chain Wrestling kombiniert. Hier ist es schwierig, klar zwischen den beiden Teilen zu unterscheiden, weshalb bei der Interpretation eine Kombination der Systematiken notwendig ist.
3) Der Brückenhandteil
3.1) Aufbau
Brückenhandteile sind geprägt durch passive Stellungen (z.B.: Ma Bu, Bing Bu, Yee Jee Kim Yeung Ma des Wing Chun), wobei die Füße fest im Boden verankert sind. Der Fokus liegt auf Handtechnikkombinationen. Schrittarbeit ist selten und Schlagtechniken werden meist als Anschluss an eine Brückenhandtechnik gezeigt.
3.2) Konstruktion der Kombinationen
Brückenhandtechniken dienen dazu:
- Kontakt zwischen den Armen des Gegners und den eigenen herzustellen.
- Die eigene Handposition bei bestehendem Kontakt zu verändern, um die dominante Position zu behalten.
Eine dominante Armposition bedeutet:
- Gute Kontrolle über die gegnerischen Arme.
- Möglichkeit, Schläge, Hebel oder Würfe effektiv auszuführen.
Die Kombinationen sind so konstruiert, dass sie auf gegnerische Reaktionen abzielen:
- Gegner widersteht einer Technik und öffnet sich für die nächste.
- Anwender nutzt die Kraft des Gegners für Folgetechniken, anstatt direkt gegen sie zu arbeiten.
3.3) Interpretationssystematik
- Was ist der Armkontakt am Anfang?
* Meistens werden beide Arme des Gegners kontrolliert (z.B. beide Arme von innen gegriffen).
- Wie resistiert der Gegner?
- Grundsätzliche Reaktionsmöglichkeiten:
- Wird ein Arm gezogen, zieht der Gegner in die entgegengesetzte Richtung zurück.
- Wird ein Arm gedrückt, drückt der Gegner in die entgegengesetzte Richtung zurück.
- Gegner attackiert den Kopf des Anwenders (seltener).
- Gegner blockt Schlagtechniken schnell und einfach.
- Grundsätzliche Methoden, um die gegnerische Reaktion auszunutzen:
- Kontaktseite wechseln (z.B. von innen nach außen), um Druck zu entgehen.
- Druck des Gegners umlenken, um seine Verteidigung zu öffnen.
- Armbewegung des Gegners verfolgen, um Druck zu erzeugen.
- Zusätzliche Punkte für die Interpretation
- Passt die Interpretation zum Techniknamen aus der Quan Pu?
- Beachten von Handsymboliken (z.B. Phönixfaust, Kiu Sao im Hung Gar).
- Verbindungen zu anderen Teilen der Form (z.B. Chain Wrestling).
4) Der Chain Wrestling Teil
4.1) Aufbau
Chain Wrestling zeichnet sich durch komplexe Schrittarbeit aus. Verschiedene Beinpositionen werden genutzt, um den Stand des Gegners zu blockieren oder Würfe auszuführen. Im Vergleich zu Brückenhandteilen sind Techniken mit Kontaktwechseln oder Druckumleitung hier seltener.
4.2) Konstruktion der Kombinationen
Auch im Chain Wrestling werden Techniken so kombiniert, dass gegnerische Reaktionen genutzt werden:
- Gegner öffnet sich durch seine Reaktion für die nächste Technik.
- Anwender nutzt weiterhin die Kraft des Gegners anstatt gegen sie zu arbeiten.
4.3) Interpretationssystematik
- Was ist die Ausgangssituation?
- Geht der Teil direkt aus einem Brückenhandteil hervor?
- Wird der Kontakt durch die erste Technik hergestellt oder beginnt die Form inmitten einer Chain Wrestling-Situation?
- Interpretation einzelner Techniken
- Analyse der Beinstellung:
- Ma Bu: Gegnerischen Stand einnehmen.
- Ru Huan Bu: Druck auf die vordere gegnerische Kniekehle ausüben.
- Qi Xing Bu: Beinfeger nach vorne ausführen.
- Analyse der Handtechniken:
- Was ist der Handkontakt? (z.B. l. auf l., r. auf r.).
- Welche Handsymbolik wird verwendet?
5) Abschließende Fragestellungen für die Interpretation
- Wann und warum wurde die Form entworfen?
- Welche Änderungen gab es an der Form? Waren diese Verbesserungen?
- Was möchte die Form insgesamt ausdrücken?
- Fokussiert sie sich auf ein bestimmtes Prinzip oder Taktik?
- Hat der Name der Form eine bestimmte Bedeutung?